Wo genau werde ich künftig wohnen? Diese Frage stellt sich für die Bauherren, die einen der heiß begehrten Bauplätze im Hermersberger Neubaugebiet bekommen. Diese Frage stellte sich auch dem Hermersberger Gemeinderat, der die Aufgabe hatte, der Straße im Neubaugebiet einen Namen zu geben. „Der heikelste Punkt der heutigen Sitzung“, mutmaßte Bürgermeister Erich Sommer (CDU). Er sollte sich irren. Heikel war die Namensfindung nicht, aber lustig.

Der Rat hatte im Vorfeld die Bürger beteiligt und um Namensvorschläge gebeten. 21 Vorschläge wurden eingereicht. Wer Hermersberg kennt, weiß, woher dort der Wind weht. Und vor allem weiß er, dass der Wind oft kräftig bläst. So erklärte sich wohl der Namensvorschlag „Am Windhof“. Ein Bürger wollte offensichtlich seinem Lieblingsgericht eine Ehre erweisen. Der Vorschlag „Hooriche-mit-Speck-Stroß“ ließ das vermuten. Nicht dem Lieblingsessen, sondern eher dem Lieblingskünstler war möglicherweise der Vorschlag Van-Gogh-Straße gewidmet.

Selbst Ferdi wird erwähntEinem Hermersberger Mitbürger sollte gleichfalls mit einem Vorschlag Ehre angetan werden: „Ferdis-Umweg-auf-dem-Nachhause-Weg“, lautete dieser. Der Name greife aktuell aber nicht, sagte Sommer schmunzelnd. Denn bedingt durch Corona hat die beliebte Hermersberger Gaststätte von Arno Juner zu, und Ferdi muss aktuell keinen Umweg durch das künftige Neubaugebiet machen. Besagter Ferdi wird, wenn die Gaststätte wieder öffnen darf, sicher nicht im Sackgassenweg landen, denn auch diesem Namensvorschlag wollte der Rat nicht folgen.

„Alles mit Sommer hat mit mir zu tun“, sagte der Bürgermeister, der unweit des künftigen Baugebietes wohnt, lachend zu Vorschlägen, die wie der Sommerweg die warme Jahreszeit als Namensbestandteil hatten. Sie waren rasch aus dem Rennen.

Weil in dem Gebiet zwar der Wind weht, aber noch öfter die Sonne scheint, war man sich schnell einig, dass der beliebte Himmelskörper im Straßennamen eine Rolle spielen sollte. Am Sonnenweg, Zur Sonnenwiese und Am Sonnenwäldchen las Erich Sommer drei Vorschläge vor, die die CDU-Fraktion in die engere Wahl genommen hatte. Da sich kein Widerspruch regte, bat er zur Abstimmung. Die begann gerade, da merkte Ratsmitglied Viviane Ziegler (SPD) an: „Kannst du drei noch mal vorlesen?“ Sommer las. „Kannst du das noch mal sagen?“, fragte Ziegler, als Sommer die drei Namen erneut genannt hatte. Sommer wiederholte die Vorschläge, wollte gerade zur neuerlichen Abstimmung ansetzen, da wollte Ziegler wissen: „Und was ist mit dem Sonnenhang?“ Er sehe dort keinen Hang, sagte Sommer, aber er nehme ihren Vorschlag gerne noch dazu. Nun also Abstimmung.

Namen, Namen, Namen„Kannst du die Namen noch mal sagen“, bat Ziegler. Wie alle Ratsmitglieder lachend, empfahl Fraktionskollege Jochen Werle ihr: „Viviane, schreib dir die Namen auf.“ „Mach ich“, sagte sie und schrieb mit, als Sommer die nun vier Vorschläge erneut vorlas. Es konnte abgestimmt werden: Am Sonnenweg, acht Stimmen. Zur Sonnenwiese und Am Sonnenwäldchen fanden jeweils zwei Befürworter.

„Am Sonnenhang“, bat Sommer ums Votum für den zuletzt eingereichten Vorschlag. Niemand meldete sich. Sommer sah Viviane Ziegler an, die den Vorschlag unterbreitet hatte. „Ich habe jetzt für die eins gestimmt“, verwies sie darauf, dass sie sich nuch doch für den Vorschlag „Am Sonnenweg“ entschieden hatte. Alles lachte, aber der Name war gefunden. Bleibt den künftigen Bewohnern der Straße „Am Sonnenweg“ zu wünschen, dass das Wohnen dort so viel Spaß macht wie die Namensfindung. (Die Rheinpfalz)