Hermersberg: 30 Grundstücke könnten „In der langen Dell“ erschlossen werden – Probleme Starkstromleitung und Wirtschaftsweg müssen gelöst werden

Er habe bereits 40 Anfragen für Bauplätze vorliegen, sagte Bürgermeister Erich Sommer (CDU) am Mittwoch in der Ratssitzung in Hermersberg. Fast jeden Tag komme eine Anfrage. Deshalb sei die Ausweisung von Bauplätzen ein dringendes Anliegen der Gemeinde. Erschlossen werden soll ein Baugebiet im Bereich „In der langen Dell“.

Die geplante Fläche schließt an das letzte Neubaugebiet an, liegt zwischen dem Ende der Straße Grasdelle und dem Kurvenbereich des Schillerrings und soll auch über die Straße „Im Winkel“ erschlossen werden. Die Ortsbebauung würde nach der Erschließung näher in Richtung Hermersberger Wasserhaus rücken.300 Meter lang ist das vorgesehene Baugebiet. Das Ingenieurbüro Isa, Heltersberg, hatte vier Vorentwürfe entwickelt. Jene mit Wendehammer verwarf der Rat. Weitergeplant wird auf der Basis von zwei Entwürfen, die ein Schleifenstück statt eines Wendehammers vorsehen. Um die 30 Grundstücke könnten in dem Gebiet erschlossen werden, zwischen 400 und 1900 Quadratmeter groß, da große Grundstücke in Hermersberg durchaus ortstypisch sind.
Es gehe jetzt noch nicht um Detailplanung, sondern die grundsätzliche Richtung, wie sich das Baugebiet gestalten soll. Dazu müssen bis zur kommenden Sitzung am 12. Dezember vom Ingenieurbüro noch Lösungen für sehr grundsätzliche Probleme gefunden werden. Zum einen führt durch das Gebiet eine Starkstromleitung, die Strom von den Windkraftanlagen transportiert. Das Ingenieurbüro hatte vorgesehen, diese liegen zu lassen, darüber einen öffentlichen Weg zu legen, damit die Leitung im Notfall gut erreichbar ist. Aus Sicht von Sommer ist das keine Option. „Ich baue doch wegen einer Leitung keinen öffentlichen Weg“, sagte er. Seine Absicht: 200 Meter Kabel verlegen. Das solle geklärt werden.

Wo das Baugebiet an den Schillerring anschließt, verläuft derzeit ein Wirtschaftsweg. Den können die Anlieger im Schillerring beispielsweise nutzen, um ihre rückwärtigen Grundstücke zu erreichen. Das Problem, das auch mit den übergeordneten Behörden besprochen sei: „In einem Neubaugebiet gibt es keinen Feldweg“, sagte Sommer. Der Weg, den das Ingenieurbüro in seinen Planungen gar nicht mehr vorgesehen hatte, könnte bleiben. „Aber nur als erschlossener Weg, und dann werden Erschließungsbeiträge in Höhe von 90 Prozent für die Anlieger fällig“, zeigte Sommer auf. Auch die Wegeführung des Wirtschaftswegs unterhalb des vorgesehenen Baugebiets soll überarbeitet und die Zufahrt von der Straße Im Winkel ins Baugebiet optimiert werden.

Da das Baugebiet in der Nähe des mittlerweile mit Holzhackschnitzeln betriebenen früheren Strohheizkraftwerks liegt, tauchte im Rat die Frage auf, ob ein Anschluss geplant sei. Es werde ganz sicher keinen Anschlusszwang geben. Die WVE, die die Anlage betreibt, sei informiert und werde das auch sicher analysieren. Eine Leitung werde das Unternehmen aber nur legen, wenn sich 50 bis 60 Prozent der künftigen Bauherren verpflichten würden, Wärme abzunehmen, schätzt Sommer.

Zur Sache: Nachträgliche Legalisierung unnötig machen

Der Gemeinderat Hermersberg hatte sich, wie berichtet, intensiv mit den bestehenden Bebauungsplänen im Ort beschäftigt. Sie sollen so geändert werden, dass Restriktionen früherer Jahre gestrichen werden, die zum Beispiel Bauen nach neuen energetischen Gesichtspunkten im Weg stehen. Die Landesbauordnung soll den weiter gefassten Planungsrahmen bilden; es soll unnötig werden, dass, wie bislang erforderlich, ständig Einzelfallentscheidungen wegen Bauantragsänderungen gestellt werden.
Es sei auf keinen Fall Ziel, dass hier im Nachgang Bauten, die zuvor durch den Bebauungsplan nicht gedeckt waren, legalisiert werden, sagte Bernd Naßhan vom Ingenieurbüro Isa. Die Pläne werden aktualisiert und digitalisiert.

Am Mittwoch befasste sich der Rat mit den Bedenken, die die Träger öffentlicher Belange und Bürger im vorgezogenen Beteiligungsverfahren vorgebracht hatten. Im Bebauungsplan „Dorfwiesen“ hatte ein Bürger beantragt, dass die bebaubare Fläche auf seinem 1145 Quadratmeter großen Grundstück erweitert wird, weil dann auch in zweiter Reihe gebaut werden kann. Dem wurde zugestimmt, die Bautiefe wurde von 26 auf 31 Meter erhöht.

Im Bebauungsplan „Sport- und Freizeitgelände“ ist vorsorglich im Bereich Entwässerung eingeplant worden, dass die Gemeinde dort möglicherweise einen neuen Kindergarten baut. Ziel sei es aber, den Kindergarten am bestehenden Standort zu erweitern. Im Dezember wird sich der Rat näher mit dem Thema Kindergarten befassen.

Keine Probleme gab es beim Bebauungsplan „Fabrikstraße“. Bei den geplanten Veränderungen im Bebauungsplan „Steinleichdelle“ gibt es hingegen von Bürgerseite einige Einwände, weil durch den Plan kritische Geländeaufschüttungen und nicht passende Traufhöhen im Nachgang legalisiert werden könnten. Ein Anlieger hat bereits angekündigt, ein Normenkontrollverfahren anzustreben, wenn seine Bedenken nicht gewürdigt werden. Der Rat beschloss, dass sich die Fraktionen bis zur Dezembersitzung näher mit den Eingaben befassen, die am Sitzungsabend kurzfristig vorgelegt wurden.

(Die Rheinpfalz)